„Die Verwertung jedes Materials, Orts, Dings oder jeder Person schließt einen Veredelungsprozess mit ein. Während dieses Wertentzugs wird das betreffende Objekt einer Umformung unterzogen, in deren Verlauf mindestens zwei Substanzen voneinander getrennt werden: das extrahierte Material und der Rückstand. Mit allem Respekt für den Rückstand: Es sollte vielleicht gesagt werden, dass Rückstände niemals den Weg in die augenscheinliche Darstellung darüber finden, wie etwas (ein Objekt, eine Person, ein Zustand, oder ein Seinszustand) entstanden oder zur Existenz gekommen ist. Rückstände sind Anhäufungen von allem, was übrig geblieben ist, nachdem der Wert entzogen wurde…Es gibt keine Geschichte des Rückstands, keine Atlanten des Aufgegebenen, keine Erinnerungen darüber, was eine Person war, aber nicht sein konnte.“ (Raqs: With Respect to Residue, 2005)
Was geschieht, wenn man einen zweiten, genaueren Blick auf die Darstellung von Fortschritt und auf die Schnelllebigkeit unserer Zeit wirft?
Unsere Aufgabe ist es, diese Elemente einer kritischen Neubewertung zu unterziehen. Die Unterbringung einer Teilausstellung von Manifesta 7 in einer aufgegebenen Aluminiumfabrik in Bozen – einem Raum der Verlassenheit und des Rückstands – wirft viele Fragen über das Nach-Leben von Verwertungsprozessen auf. Was bleibt übrig, wenn alles verwertet ist und die Maschinen abgebaut sind? Was kann wieder gewonnen werden und an was kann erinnert werden? Wie kann man Rückstände mit Bedeutung aufladen?
Wir wollen darüber nachdenken, was geschieht, wenn sich Dinge in dieser Welt als wertbehaftet erweisen. Das schließt eine Verlangsamung und die Konzentration der Aufmerksamkeit auf einige Prozesse mit ein, die sonst die Spuren dessen, was zurückgeblieben ist, verwischen könnten. Es handelt es sich hier in gewisser Hinsicht um den Versuch, sich der sich selbst bewahrheitenden Amnesie des Kapitalismus bewusst zu werden und zu sehen, was von jenem Vergessen bewahrt werden kann, dem die Rückstände des Modernismus gemeinhin ausgeliefert sind.
Die Aufgabe auf einem verlassenen Industrieareal ein Netzwerk aus Prozessen und Kunstwerken zu schaffen, scheint uns eine willkommene Gelegenheit zu sein, Künstler einzuladen – und darüber hinaus einige Teilnehmer, die nicht als Künstler arbeiten – um diese Überlegungen auszuweiten und zu vertiefen.
Auch wenn Europa inzwischen für seine in aufgegebenen Industriekomplexen untergebrachte Kunsträume- und Kunstevents bekannt ist, bleibt die Frage, was diese Kombination aus erinnerter industrieller Energie und der aktuelleren Melancholie der Verlassenheit heute bedeutet. In einem gewissen Sinn ist das ein Symptom für Europas fehlende Bereitschaft, sich des eigenen Wegs in das und durch das 21. Jahrhundert bewusst zu werden.
THE REST OF NOW
KÜNSTLER
David Adjaye, Stefano Bernardi, Kristina Braein, Yane Calovski, Candida TV, contemporary culture index, Neil Cummings and Marysia Lewandowska, Harold de Bree, Latifa Echakhch, Marcos Chaves, etoy.CORPORATION, Anna Faroqhi, Ivana Franke, Matthew Fuller, Francesco Gennari, Ranu Ghosh, Rupali Gupte and Prasad Shetty, Anawana Haloba in collaboration with Francesca Grilli, Graham Harwood, Nikolaus Hirsch & Michel Müller, Hiwa K, Emre Hüner, Helen Jilavu, Sanjay Kak, Zilvinas Kempinas, Reinhard Kropf and Siv Helene Stangeland, Anders Krueger, Lawrence Liang, Charles Lim Yi Yong, m-city, Teresa Margolles, Walter Niedermayr, Jorge Otero-Pailos, Martin Pichlmair, Piratbyrån Party (featuring a performance by Jem Noble), Jaime Pitarch, Prof. Bad Trip, Kateřina Šedá, Dayanita Singh, TEUFELSgroup, Meg Stuart, Melati Suryodarmo, Jörgen Svensson, Hansa Thapliyal, Alexander Vaindorf, Judi Werthein, Graham Harwood, Richard Wright, Matsuko Yokokoji,
Darius Ziura
SPECIAL PROJECTS
Hot Desking: Four broadsheets, four cities, four events
A project in collaboration with Konstfack Curator Lab
Hot Desk Paris: J’aime beaucoup ce que vous faites
Hot Desk Istanbul: Muhtelif
Hot Desk Stockholm: Site Magazine
Hot Desk Rome: Nero Magazine
Tabula Rasa: 111 days on a long table
A project by Denis Isaia in conversation with Raqs Media Collective
“The Rest of Now” will be accompanied by a print publication edited by novelist Rana Dasgupta containing texts and images by Irina Aristarkhova, Ursula Biemann, Ingrid Book and Carina Hedén, Espen Sommer Eide, Lakhmi Chand Kohli, Anders Kreuger, Ove Kvavik, J Robert Lennon, Lawrence Liang, Daniel Magnusson, Christien Meindertsma, Naeem Mohaiemen, Jeffrey Schnapp, Ravi Sundaram, Jeet Thayil, Cédric Vincent, and others.